Kinderorthopädie

Der kindliche Organismus unterscheidet sich wesentlich von dem eines Erwachsenen. Der Reifungsprozess führt zu einer Anpassung der Muskeln und Gelenke an die gestellten Anforderungen. Im Laufe des Wachstums kann es zum Auftreten von Beschwerden im Bereich des Bewegungsapparates kommen. In den meisten Fällen handelt es sich um vorübergehende Symptome im Rahmen eines physiologischen Reifungsprozesses. Erkrankungen wie z.B. eine Skoliose der Wirbelsäule müssen aber frühzeitig diagnostiziert und behandelt werden. Schmerzen stellen ein Warnsignal dar und sollten daher ernst genommen werden.

Die Übergänge zwischen normaler Entwicklung und krankhafter Veränderung sind oft fließend und bedürfen einer sorgfältigen Indikationsstellung. Frühzeitige Diagnostik und Therapie helfen Schmerzen zu lindern und Spätschäden zu verhindern.

Bei den in der täglichen Praxis vorgestellten Kindern mit Fußdeformitäten,
Fußbeschwerden und Gangstörungen handelt es sich meistens nur um harmlose Störungen oder Fehlhaltungen, die sich im Laufe der Entwicklung ohne ärztliches Zutun spontan normalisieren. Dies gilt vor allem für den kindlichen Knicksenkfuß, der häufig völlig unnötig mit Einlagen therapiert wird. Deformitäten wie der Klumpfuß, der kongenitale Plattfuß oder der kontrakte Sichelfuß müssen jedoch gewissenhaft behandelt und überwacht werden um ein funktionell gutes Ergebnis zu erreichen.

Wachstum und Entwicklung des Fußes werden durch genetische und Umweltfaktoren (z.B. Schuhe) beeinflusst. Der genetische Einfluss dominiert in der frühen Phase der Entwicklung, je früher eine Fehlform entsteht desto rigider und therapieresistenter ist sie.

Der Fuß ist Teil des Bewegungsapparates und für die Dynamik geschaffen. Er wird jedoch in der modernen Gesellschaft einerseits zu wenig und andererseits missbräuchlich im Sinne einer statischen Überbelastung gebraucht. Aus diesem Grund spielen Fußprobleme nicht nur im Erwachsenenalter sondern auch schon im Kindesalter eine immer größere Rolle.

Die ideale Fußform ist nicht exakt definiert. Eine Abgrenzung des Normalbefundes vom Pathologischen ist daher schwierig und fließend. Die
Beurteilung erfolgt nach klinischen Kriterien, die von der jeweiligen Erfahrung des Untersuchers abhängt. Wichtig ist es, den Fuß nicht isoliert, sondern als Teil des Bewegungsapparates ganzheitlich zu sehen.

Zum Ausschluss eines mangelhaft ausgebildeten Hüftgelenkes (Hüftdysplasie) ist das sonographische Screening der Neugeborenen Teil der Mutter-Kind-Pass Untersuchungen. Durch die frühzeitige Diagnose und sofortige Therapie können Spätschäden auf ein Minimum reduziert werden.

Die Hüftdysplasie ist eine angeborene Reifungsstörung des Hüftgelenkes. Seit der Einführung der Hüftsonographie zur Früherkennung dieser Erkrankung sind aufwendige operative Behandlungen eine Seltenheit. Das Ultraschallscreening ist ein fixer Bestandteil der Mutter-Kind-Pass Untersuchungen. Die Behandlung einer angeborenen Hüftdysplasie ist umso erfolgreicher, je früher sie beginnt und je konsequenter sie durchgeführt wird.

Der kindliche Knicksenkfuß oder Plattfuß ist ein häufiger Normalbefund. In wenigen Fällen entwickeln sich trotz weiterhin flexibler Fehlstellung Schmerzen. Bei persistierender Schmerzsymptomatik nach konservativer Therapie (physikalische Therapie, Einlagen) muss bei weiterhin flexibler Fehlstellung, ausgeprägter Valgusstellung der Ferse und Achillessehnenverkürzung an eine operative Sanierung gedacht werden. Bei der subtalaren Arthrorise wird eine Schraube durch eine kleine Hautinzision in das Fersenbein eingebracht. Dadurch kommt es zu einer Korrektur der Fehlstellung im unteren Sprunggelenk.